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Seit etwas mehr als einem Jahr kennen Lara Al-Bairuti und ich uns nun. Das erste Mal trafen wir uns persönlich beim 7. GJU Alumni Ambassador Meeting im September 2024 an der THWS Würzburg. Sie hatte Flyer der Antidiskriminierungsstelle, bei der sie arbeitet, mitgebracht und stellte spontan ihre Arbeit vor, als wir sie darum baten.
Dieses Jahr nahm Lara nicht am GJU Alumni Ambassador Meeting teil. Doch sie hatte einen guten Grund: Am 25. September 2025 war sie im Deutschen Bundestag, bei einem Parlamentarischen Frühstück, das vom Antidiskriminierungsverband Deutschland e.V. (advd) organisiert wurde. Dort diskutierte Lara über die Reform des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes (AGG) und die Zukunft von Beratungsstrukturen in Deutschland.
„Ich hatte die Gelegenheit, mich mit Abgeordneten des Parlamentes über die Weiterentwicklung von Antidiskriminierungsarbeit und die Reform des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes (AGG) auszutauschen.“, erzählt Lara. „Ein Moment auf den ich sehr stolz bin.“
Als Lara Al-Bairuti im Jahr 2012 ihr German Year absolvierte, ahnte sie noch nicht, dass sie eines Tages im Deutschen Bundestag über Antidiskriminierungspolitik sprechen würde. Heute – mehr als ein Jahrzehnt später – arbeitet die GJU-Absolventin als Antidiskriminierungsberaterin in Würzburg und setzt sich auf politischer Ebene für eine gerechtere Gesellschaft ein.
Der Weg dorthin: Von der GJU nach Deutschland zurück
Lara verbrachte ihr Deutschlandsemester 2012 an der Georg-August-Universität Göttingen. Damals, als die German Jordanian University (GJU) erst ein paar Jahre alt war, war in ihrem Studiengang „Deutsch als Fremdsprache“ noch kein Pflichtpraktikum vorgesehen. Heute müssen alle Studierenden der GJU ein Auslandsjahr in Deutschland mit integriertem Pflichtpraktikum absolvieren.
„Ich hätte jedoch gerne ein Praxissemester absolviert, da es mir die Möglichkeit gegeben hätte, meine beruflichen sowie persönliche Perspektiven zu erweitern und praktische Erfahrungen zu sammeln.“, erzählt Lara. Dennoch legte ihr Aufenthalt in Deutschland den Grundstein für ihre spätere berufliche Laufbahn.
Nach ihrem Abschluss an der GJU im Jahr 2012 begann Lara ihre berufliche Laufbahn in Jordanien – zunächst in einer Tourismusfirma, dann bis 2019 bei der Außenstelle des Deutschen Akademischen Austauschdiensts (DAAD) in Amman. „Doch ich wollte zurück nach Deutschland, um meine Unabhängigkeit zu erleben und eine neue Richtung für mich zu entdecken“, erinnert sie sich.
Sie entschied sich für ein zweites Bachelorstudium in Soziologie an der Universität Bamberg, welches Sie 2024 erfolgreich abschloss. Ohne Stipendium oder finanzielle Unterstützung finanzierte sie ihr Studium durch Jobs im Supermarkt und als studentische Hilfskraft in einem Forschungsinstitut.
Dabei waren ihre Erfahrungen, die sie in ihrem Auslandssemester während des Studiums an der GJU gemacht hatte, eine Hilfe: „Die Erfahrungen und Kompetenzen, die ich an der GJU und während meines Deutschlandsemesters erworben habe, haben mir geholfen, meinen beruflichen Weg klarer zu erkennen und selbstbewusst zu verfolgen.“
Engagement für Gleichbehandlung und Teilhabe
Heute arbeitet Lara als Antidiskriminierungsberaterin und Projektmitarbeiterin in Würzburg. Dort unterstützt sie Menschen, die Diskriminierung erfahren haben, und hilft, Strukturen für mehr Chancengleichheit aufzubauen – insbesondere in Bayern, wo entsprechende Beratungsangebote bislang noch rar sind.
„In Deutschland und Jordanien habe ich zahlreiche Seminare und Workshops durchgeführt. Besonders in Deutschland habe ich aktiv daran mitgewirkt, Antidiskriminierungsstrukturen, aufzubauen.“, sagt sie. Ihre Arbeit verbindet praktische Beratung mit politischem Engagement – und hat sie schließlich bis in den Bundestag geführt.
Sie gibt ihr Wissen heute auch an die nächste Generation von GJU-Studierenden weiter. In den letzten zwei Semestern hielt Lara in Kooperation mit dem GJU-Projektbüro Online-Seminare über Antidiskriminierung in Deutschland. Damit informiert sie die Studierenden vor Beginn ihres Deutschlandjahres darüber, welche Rechte sie haben und wo sie Unterstützung finden können. Damit trägt sie dazu bei, dass GJU-Studierende gut vorbereitet sind, wenn sie nach Deutschland kommen und wissen, dass es Stellen gibt, die ihnen helfen können.
Dennoch soll das German Year in erster Linie ein lehrreiches und freudiges Erlebnis sein. Laras Botschaft an heutige Studierende ist klar: „Das German Year ist eine tolle Gelegenheit, eure Sprachkenntnisse zu verbessern, eure Selbständigkeit zu stärken und interkulturelle Fähigkeiten zu erweitern. Nutzt die Chance, das Land und die Kultur vor Ort intensiv kennenzulernen.“
„Fördert interkulturelle Kompetenz und Vielfalt in Teams aktiv.“
Auch an deutsche Unternehmen richtet sie einen Appell: „Fördert interkulturelle Kompetenz und Vielfalt in Teams aktiv. Offene Strukturen und Sensibilisierung für Diskriminierung tragen zu einem produktiveren und inklusiven Arbeitsumfeld bei.“
Mit ihrer Arbeit möchte Lara langfristig Veränderungen anstoßen – auf individueller wie auf gesellschaftlicher Ebene. Wenn sie auf die Zeit seit ihrem Abschluss von der GJU zurückblickt, wird ihr klar wieviel sie seitdem geleistet hat: „Heute kann ich auf eine berufliche Laufbahn zurückblicken, die von Selbstständigkeit, interkultureller Erfahrung und persönlichem Durchhaltevermögen geprägt ist. Ich bin stolz darauf, durch meine Arbeit einen konkreten Beitrag zu mehr Chancengleichheit und einem diskriminierungsfreien Umfeld leisten zu können.“
Marie Dierck | Student Relations Managerin