
Als ich beginne, mich mit Dr. Ayah Alassalis Werdegang zu beschäftigen, beeindruckt mich vor allem eines: wie sie Wissenschaft, Praxis und gesellschaftliches Engagement miteinander verbindet. Die GJU-Absolventin forscht heute an der Technischen Universität Hamburg an nachhaltigen Recyclinglösungen im Bereich Kreislaufwirtschaft – und nutzt gleichzeitig ihre Stimme, um Aufklärung auf Augenhöhe zu betreiben.
Von der GJU in die Welt
Ayah schloss 2010 ihr Bachelorstudium in Pharmaceutical-Chemical Engineering an der German Jordanian University (GJU) ab. Zuvor absolvierte sie ein Austauschsemester an der Hochschule Magdeburg-Stendal im Rahmen des Studienaustauschsemesters in Deutschland, gefolgt von einem 6-monatigen Pflichtpraktikum bei unserem offiziellen Industriepartner Hikma Thymoorgan Pharmazie GmbH in Vienenburg, einer kleinen Stadt im schönen Harz. Die Verbindung zu Deutschland sollte sie nie ganz loslassen. Nach ihrem Bachelor-Abschluss kehrte sie zunächst nach Amman zurück, wo sie als Dozentin und wissenschaftliche Mitarbeiterin an der GJU arbeitete und anschließend weitere praktische Erfahrungen bei Hikma Pharmaceuticals in Amman, Jordanien, sammelte. Ayah war schon immer motiviert, eine höhere Ausbildung in den Bereichen Nachhaltigkeit und Umweltwissenschaften anzustreben, was sie dazu veranlasste, sich für ein Stipendium am Masdar Institute of Science and Technology (MIST) in Abu Dhabi zu bewerben. Dort begann Ayah ihr Masterstudium in Chemieingenieurwesen und konzentrierte sich auf das Forschungsgebiet der Biokraftstoffe aus Halophyten (salztoleranten Pflanzen). Ihre Forschungsarbeit wurde mit dem Preis für die beste Forschung des Jahrgangs 2014 ausgezeichnet.
Forschung für die Kreislaufwirtschaft
Heute lebt und arbeitet Ayah in Hamburg. Als Postdoktorandin am Institute of Circular Resource Engineering and Management (CREM) der Technischen Universität Hamburg-Harburg (TUHH) untersucht sie die Möglichkeiten und Grenzen des Recyclings von Kunststoffabfällen. Ziel ist es, Lösungen für das Problem der Kunststoffabfälle zu finden und eine erfolgreiche Kreislaufwirtschaft mit diesem Material zu realisieren.
Sie arbeitet nicht nur im Labor, sondern ist an industriellen und praktischen Projekten beteiligt, die Projektmanagementfähigkeiten, wissenschaftliche Praktiken und analytisches Denken erfordern. Darüber hinaus sieht sich Ayah auch als Vermittlerin von Wissen. Sie ist an internationalen Projekten zum Kapazitätsaufbau beteiligt, von denen viele in der MENA-Region angeboten wurden. Im Rahmen des GIZ-Projekts Waste to (positive) Energy war sie an der Organisation und Durchführung von Capacity Building-Maßnahmen in Jordanien beteiligt. Das Projekt wurde gemeinsam mit der TUHH, der Universität Rostock und der TU Dresden umgesetzt, in Präsenz vor Ort oder digital während der Pandemie. In einem dieser Kontexte wurde Ayah als Expertin für Kreislaufwirtschaft nach Amman eingeladen, um vor Vertretenden jordanischer Kommunen zu sprechen. Ayah leitete auch das vom UNEP finanzierte Projekt PlaSePal (Plastic Waste Separate Collection System in the Palestinian Territories), bei dem es um die Schaffung eines Pilotsystems zur getrennten Sammlung von Kunststoffabfällen in der Stadt Nablus ging.
Umweltbildung auf Social Media
Neben ihrer Forschung und der internationalen Projektarbeit setzt Ayah sich auch auf Social Media für Umweltbildung ein: Auf Instagram betreibt sie den Kanal @thewastenote, auf dem sie fundiert und alltagsnah über Recycling, Mülltrennung und Konsumverhalten informiert. Ihre Beiträge zeigen: Nachhaltigkeit ist kein abstraktes Konzept, sondern betrifft jede und jeden im Alltag.
Eine Stimme für Veränderung
„Lass‘ dich nicht entmutigen, wenn dein Weg nicht geradlinig verläuft. Manchmal dauert der Fortschritt länger als erwartet – aber wenn du am Ende erfolgreich bist, dann passt es besser zu dir, als du es dir je vorgestellt hast“. Der Weg von Dr. Ayah Alassali ist der Beweis dafür. Durch internationale Ausbildung, interdisziplinäre Forschung und unermüdliches persönliches Engagement zeigt sie, dass bedeutende Veränderungen möglich sind. Für GJU-Studierende, die sich auf ihr Deutschlandjahr vorbereiten, ist ihre Geschichte eine starke Botschaft: „Bleibt neugierig, übernehmt Verantwortung und vertraut darauf, dass auch ein ungerader Weg zu echter Veränderung führen kann“.
Marie Dierck | Student Relations Manager (GJU-Projektbüro)